Ein nackter Mann joggt in der morgendlichen Rushhour die Freeways von LA entlang, eskortiert von Polizeiautos und einem Hubschrauber. Ein Anwalt steigt aus seinem Auto und rennt ihm hinterher. Er tut dies reflexhaft, ohne lange zu überlegen. In der Schlange der Zeugen sitzt ein, soeben aus dem Gefängnis entlassener, jugendlicher Kleinkrimineller in geklautem Fahrzeug und schwitzt Blut und Wasser. Soweit die filmreife Eröffnungsszene.
„Wonder Valley“ ist eine Geschichte über Outlaws und Sinnsuchende: da ist die junge Frau, die sich in eine Aussteiger-Farm in der Wüste flüchtet, der Familienvater, der in seinem Luxus-Leben keine Erfüllung mehr findet – sie alle geraten nacheinander ins Visier der jungen Autorin, die ein wahrhaft schonungsloses Bild der amerikanischen Gesellschaft zeichnet. Dabei spielt es keine Rolle, um es sich um den Glamour in den Vororten oder die Elendsviertel handelt – es ist die Präzision, der Blick fürs Detail, die Gnadenlosigkeit der Diktion, die diesen Roman auszeichnen.
Fünf Einzelschicksale, fünf Biografien, die sich berühren, auseinanderdriften, wieder zusammenkommen, untrennbar miteinander verbunden sind. Alle auf der Flucht. Alle voller Sehnsucht. Alle auf der Suche nach dem einen Ort, an dem sie sein sollten, weil sie dort nicht hingehören, wo sie gerade sind.
Ivy Pochoda, geboren 1977, geboren in Brooklyn, studierte in Harvard und war einige Zeit professionelle Squash-Spielerin.