Ein Integrationsmodell wird abgewickelt
In den 1950er-Jahren begannen Riaces Bewohner auf der Suche nach Arbeit auszuwandern. Kurz vor der Jahrtausendwende war der alte Ortskern im hügeligen Hinterland, Riace Borgo, beinah entvölkert. Dann landete ein Schiff voll kurdischer Flüchtlinge an Riaces Strand. Der Linksaktivist Domenico Lucano und eine Gruppe Gleichgesinnter brachten sie nach Absprache mit den emigrierten Eigentümern in den verlassenen Häusern des Dorfes unter.
Lucano ließ sich 2004 zum Bürgermeister wählen und nutzte staatliche Mittel für die Aufnahme von Flüchtlingen, um sie auszubilden, ihnen Arbeit zu geben und um die dazu notwendige Infrastruktur zu errichten. Auch die Einheimischen profitierten davon. Kita und Grundschule wurden wieder eröffnet, Arbeitsplätze geschaffen, die Mikrowirtschaft des Dorfes angekurbelt. Riace wurde ein weltweit gepriesenes Integrationsmodell.
Im Oktober 2018 stellte die Staatsanwaltschaft des benachbarten Locri Domenico Lucano unter Hausarrest – wegen des Verdachts auf Begünstigung illegaler Einwanderung und anderer Delikte. Der rechtsextreme Innenminister Matteo Salvini ließ die in Riace lebenden Asylbewerber in zum Teil weit entfernte Aufnahmelager im ganzen Land bringen. Alle Versuche, das Integrationsprojekt wiederzubeleben scheiterten. Auch in Riace sind Salvinis rechte Anhänger der Lega im Aufwind.
Riace im Visier der Lega
Ein Integrationsmodell wird abgewickelt
Von Aureliana Sorrento
Regie: Matthias Kapohl
Mit Therese Hämer, Agnes Pollner, Janina Sachau, Claudia Mischke, Wolfgang Rüter, Walter Gontermann, Michael-Che Koch und Jochen Kolenda
Ton und Technik: Ernst Hartmann und Katharina Lueg
Redaktion: Wolfgang Schiller
Produktion: Dlf 2019